Bis jetzt habe ich nur 6kg statt der geplanten 60kg Kartoffeln geerntet, droht uns nun der Hungertod oder der finanzielle Ruin? Spoiler: Natürlich nicht, weder noch, aber lesen sie wieso.
Letzten Samstag habe ich bei der diesjährigen Kartoffelernte weiter gemacht. Zwei Wochen zuvor habe ich ja den Kartoffelturm ausgeräumt und leider nur knapp 500gr. Kartoffeln rausgeholt. Dies war wirklich ein magerer Ertrag.
Voller Hoffnung ging es ans Feld im Bereich unseres Humusgarten. Aber auch hier, statt die erwarteten 60kg Kartoffeln holte ich nur etwas mehr als 6kg Essbares aus der Erde. Also habe ich etwa die gleiche Menge wieder rausgeholt, die ich im Frühling in die Erde gelegt hatte. Will ich nächstes Jahr die gleiche Menge wieder anpflanzen, darf ich dieses Jahr praktisch keine Kartoffeln essen. Sonst kommt unser ewiger Kartoffelkreislauf, Raus aus der Erde, rein in die Erde, zum Erliegen. Mindestens die Menge, die ich nächste Saison brauche um wieder neu anpflanzen zu können, muss ich im Keller zwischenlagern.
War das Jahr 2024 zu Nass für Kartoffeln?
Das Jahr 2024 war wie es war und Schwankungen wird es immer geben, natürlich werden sie zunehmen und extremer werden, aber wir müssen damit umgehen können. Wenn immer möglich CO2 reduzieren,
damit der Klimawandel nicht noch schneller vorwärts geht.
Aber 6 kg statt 60 kg Kartoffeln geerntet, ist das Jahr 2024, ein Jahr zum Verhungern?
Es gab Zeiten, da wäre dies sicher ein existentielles Problem gewesen. Heute und Dank dem Umstand, dass wir nach den Philosophien der Permakultur arbeiten, nicht mehr.
In der Permakultur geht es hauptsächlich um Nachhaltigkeit. Ein grosser Pfeiler in der Nachhaltigkeit eines Betriebs ist die finanzielle Nachhaltigkeit. Wer nicht finanziell auf einem sicher Pfad ist, ist eher bereit faule Kompromisse einzugehen.
Wir haben geschaut, dass wir den Hof halten können, auch wenn wir mal ein «schlechtes» Jahr haben. Würden wir nur von Kartoffeln leben und müssten eine grosse Menge davon verkaufen, um überleben zu können, ja dann hätten wir ein Problem. Und ja, wenn ich an Händler verkaufen würde, die nur Grossmengen wollen, ja dann hätten wir ein Problem. Finanziell hilft uns die Direktvermarktung, so bleibt die Händlermarge bei uns.
Weiter habe ich mehrere Kartoffelfelder zu verschiedenen Zeitpunkten angelegt. Es kann immer sein, dass das Wetter nicht gleich wie im Vorjahr ist, einmal ist es zu Trocken einmal zu Nass im Frühjahr, da ist es von Vorteil, wenn wir verschiedene Standorte haben, die mit der einen oder anderen Situation besser klarkommen. Nicht die Ertragsmaximierung ist hier das Ziel, sondern dass sicher etwas geerntet werden kann. So haben wir noch ein weiteres Kartoffelfeld und dort stehen die Pflanzen schön im Grün und so hoffen wir, dass dann das Dritte Feld, mehr Ertrag geben wird.
Dazu kommt, dass wir nicht nur in Kartoffel machen, sondern auch in Kürbis, Zucchetti, Bohnen, Esskastanien, Gemüse und vieles mehr. Für diese Pflanzen scheint es ein gutes Jahr zu werden. (Siehe dazu auch unsere Ernteliste vom letzten Jahr.)
Nicht zuletzt scheint sogar die Wassermelone zu wachsen. Wassermelone im Emmental, auch das gehört zu unserem Permakulturprojekt 😊. Je grösser die Artenvielfalt, desto besser, wer weiss schon, was in den nächsten Jahren hier noch wachsen wird. Probieren, probieren, probieren, denn eines ist sicher, ändern wird es sich auf jeden Fall und sehr viel schneller als uns lieb ist.
Also mutig auf wechselnde Situationen eingehen und schauen, dass der ganze Betrieb in sich selber drehen kann.
Bei Fragen, einfach fragen: Kontaktformular oder E-Mail.